Der als Weserrenaissance bezeichnete Baustil ist eine regionale Variante der nordischen Renaissance. Zwischen dem Beginn der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg erlebte der Weserraum einen Bauboom, wobei die Weser, die als Verkehrsweg für Waren und Ideen eine wesentliche Rolle spielte, nur die nord-südliche Ausdehnung der Kulturregion definiert, die sich nach Westen bis Osnabrück und nach Osten bis über Wolfsburg hinaus erstreckt.
Die von Napoléon 1808 angeordnete Schleifung der Befestigung (bis auf zwei Stadttürme) schafft die Voraussetzung für eine weitere Ausdehnung der Stadt. Aus den Steinen des ehemaligen Fort George entsteht 1843 ein zunächst Georgenturm genannter Aussichtsturm, der heute unter dem Namen Klütturm ein beliebtes Ausflugsziel ist.
1866 wird Hameln nach 700-jähriger Oberhoheit der Welfen preußisch.
1907 werden die Norddeutschen Automobilwerke (N. A. W.) von Hans Hartmann gegründet. 1908 beginnt das Werk mit der Produktion des Personenkraftwagens der unteren Mittelklasse Colibri. Ab 1911 kommt das Modell Sperber dazu, das in zahlreiche Länder exportiert wird; darunter Russland, baltische und skandinavische Staaten, Österreich, Großbritannien und in Übersee nach Südafrika und Neuseeland. Im Ersten Weltkrieg stagniert die Produktion und es werden nur noch Rüstungsgüter wie LKW hergestellt. 1917 übernimmt die Firma Selve aus dem Sauerland die N. A. W, stellt 1929 die Produktion als Folge der Weltwirtschaftskrise ein. Zu Beginn der nationalsozialistischen Zeit wird das Werk reaktiviert und als Deutsche Automobilwerke AG (DAWAG) weitergeführt. Dabei entwirft der Konstrukteur Robert Mederer einen Wagen mit einem neuartigen Motor. Das Fahrzeug soll 2300 Reichsmark kosten, was der Regierung zu hoch ist. Sie vergibt den Großauftrag zum Aufbau einer Automobilindustrie nach Wolfsburg, wo zur Herstellung des nur 990 Reichsmark teuren KdF-Wagens der Aufbau der Volkswagen-Werke geplant ist. Das ist das Ende der Hamelner Automobilindustrie.
In der Zeit des Nationalsozialismus findet von 1933 bis 1937 auf dem Bückeberg bei Hameln regelmäßig das Reichserntedankfest statt. Mit bis zu einer Million Teilnehmern aus ganz Deutschland ist es eine der größten Massenveranstaltungen der Nationalsozialisten.
Am 5. April 1945 steht die 2. US-Panzerdivision in Groß-Berkel. Beim Vormarsch eines Stoßtrupps nach Hameln sprengen deutsche Soldaten die Weserbrücke. Am 7. April 1945 stößt das britische 117. Regiment von Tündern aus in die Stadt vor und die verbliebenen deutschen Soldaten geraten in Kriegsgefangenschaft. Am 8. April trifft der britische Stab des 123. Military Government Detachment ein, der die Übernahme der Stadt vorbereitet.
Da die Stadt von kriegerischer Zerstörung bis auf wenige Ausnahmen größtenteils verschont geblieben war, siedeln sich ab Ende der 1940er Jahre größere Betriebe, die ihren ehemaligen Standort verloren hatten, in Hameln an. Auch die Bevölkerungszahl wächst aufgrund der Aufnahme von Flüchtlingen bis zum Jahr 1950 auf über 51.000 Personen an, wobei die meisten Heimatvertriebenen aus Schlesien stammen.
Am 19. Juli 1966 kam es zu einer Überflutung des Fischbecker Dorfkernes nach einer bis zu 4 Meter hohen Flutwelle, welche durch einen Dammbruch ausgelöst worden war. Menschenleben waren nicht zu beklagen, jedoch großer Sachschaden und totes Vieh.
An Fischbeck fahre ich vorbei.
Auch an Hessisch Oldendorf fahre ich vorbei.
Ein Feldzug der Römer unter Germanicus im Jahr 15 bis 16 n. Chr. ist ein Rachefeldzug für die schmerzliche römische Niederlage in der Varus-Schlacht im Jahre 9 n. Chr. Er führt zur Idistaviso-Schlacht um 16 n. Chr. Die Mehrzahl der Autoren legen überzeugend dar, dass diese Schlacht nur in den Stauwiesen zwischen Hessisch Oldendorf und Fischbeck stattgefunden haben kann.
Im Verlauf der gewaltsamen Christianisierung durch Karl den Großen stoßen im Jahr 782 Franken und Sachsen am Süntel aufeinander.
Anmerkung: Der Süntel rund 15 Kilometern nördlich der Stadt Hameln ist einer der typischen kompakten Bergstöcke des Weserberglandes.
Ein Frankenheer, ursprünglich gegen die Sorben in Thüringen ausgesandt, erfährt von einem erneuten Aufstand der Sachsen, entdeckt deren Lager am Süntel und stürmt blindlings auf den Feind ein. Die Sachsen unter ihrem Führer Herzog Widukind erwarten jedoch den Angriff in guter Ordnung. Ein Teil von ihnen umgeht die Franken, die daraufhin fast alle erschlagen werden. Die Namen Totental und Blutbach am Hohenstein und das Dachtelfeld (tachteln = schlagen) erinnern noch an das Massaker.
Eine weitere bedeutsame Schlacht um Hessisch Oldendorf findet am. Juli 1633 statt. Ein protestantisches Heer von Schweden, Hessen und Braunschweig-Lüneburgern kommt dem katholisch-kaiserlich besetzten Hameln zu Hilfe. Zum Kampf kommt es in der Schlucht zwischen Segelhorst und Barksen im NO von Hessisch Oldendorf. Zum Sieg über die kaiserlichen Truppen helfen die genaue Ortskenntnis eines Rittmeisters, der in Oldendorf geboren ist, und der erste Einsatz beweglicher Feldartillerie. Bei dieser Schlacht werden an einem einzigen Tag über 7000 Tote gezählt.
In Höfingen im W von Hessisch Oldendorf kommt es 1635 zur Hexenverfolgung. Zwei Frauen werden in Hexenprozessen angeklagt.
In Ortsnähe wurde im Jahre 2012 bei Baggerarbeiten in der Weser das Schwert von Großenwieden gefunden, bei dem es sich um ein frühmittelalterliches Schwert aus dem 10. Jahrhundert handelt. Anhand seiner Klingeninschrift lässt es sich den Ulfberht-Schwertern zurechnen.
Ulfberht-Schwerter waren im frühen Mittelalter begehrt, weil sie härter und leichter waren als vergleichbare Waffen. Zu erkennen waren die Hightech-Waffen an dem Schriftzug "+VLFBERH+T", der in die Klinge eingelassen war. Ein Export aus dem Frankenreich war streng verboten. Dennoch gelangten zahlreiche Ulfberht-Schwerter in die Hände von Wikingern und Slawen. Auffällig: Viele der eigentlich verbotenen Exporte enthielten Schreibfehler und waren von schlechterer Qualität. Archäologen vermuten deshalb, dass schon vor tausend Jahren Produktpiraten am Werk waren.
In Großenwieden werden im Jahr 1655 Hexenverfolgungen durchgeführt. Sieben Personen werden in Hexenprozessen angeklagt, alle Verfahren enden mit Hinrichtung.
Um 1230 gründete Graf Adolf IV. von Holstein und Schaumburg Neu-Rinteln auf dem südlichen Weserufer. Um 1450 ist Rinteln mit einem umfangreichen Landwehrsystem und drei Warttürmen umgeben.
Vor allem die Lage an der Weser ist für den Handel förderlich. So genannte „Bremer Waren“ kommen mit den Schiffen flussaufwärts: Tabak, Butter, Stockfisch, Kolonial- und Haushaltswaren. Für Frachten mit dem Ziel Rinteln richtet die Stadt einen Zollschuppen ein. Stromab befördert werden Holz, Steinkohle und Getreide, ebenso wie der in der Nähe abgebaute Obernkirchener Sandstein. Auch das Handwerk mit seinen verschiedenen Zünften, insbesondere das Schuhmacherhandwerk, hat seinen Anteil am Aufschwung der Stadt, die bis ins 17. Jahrhundert hinein eine wirtschaftliche Blütezeit erlebt.
Wohlhabende Bürger und die zahlreichen in der Stadt ansässigen Adelsfamilien errichten in dieser Zeit stattliche Bauten im Stil der Weserrenaissance.
Diese Epoche endet mit dem Dreißigjährigen Krieg. Allein in den Jahren 1624 und 1625 sterben rund ein Drittel der ca. 2500 Einwohner an der von Soldaten eingeschleppten Pest. Es folgen Drangsale durch Einquartierung, Plünderung und Kriegskontributionen.
Dass sich Rinteln nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges ab 1648 recht zügig erholt, liegt unter anderem an der Universität, die von 1619 bis 1810 besteht. An ihr lehren Professoren in vier Fakultäten (Theologie, Jura, Medizin und Philosophie). Im Mittel sind etwa 100 bis 130 Studenten eingeschrieben. Zu den so genannten „Universitätsverwandten“ gehören Tanz- und Fechtmeister, Reit- und Französischlehrer.
Während des Dreißigjährigen Kriegs und danach ist Rinteln Schauplatz intensiver Hexenverfolgungen. Die Professoren der Juristenfakultät der Universität Rinteln verstärken die Hexenprozesse. Zwischen 1621 und 1675 sind rund 400 Gutachten überliefert, die durchweg die rücksichtslose Verfolgung von vermeintlichen Hexen und Hexenmeistern anordneten. In Rinteln werden von 1560 bis 1669 mindestens 88 Menschen in Hexenprozessen angeklagt, von denen viele mit der Hinrichtung enden. Ab 1680 sorgen junge, von der Frühaufklärung geprägte Professoren für eine Abschaffung der Prozesse und stellen sich an die Spitze der Gegner.
Im Jahre 1640 wird die alte Grafschaft Schaumburg zwischen den Grafen zur Lippe (nun Grafschaft Schaumburg-Lippe) und den Landgrafen von Hessen-Kassel (nun Grafschaft Schaumburg) aufgeteilt. Ab 1665 wird die Stadt Rinteln auf Geheiß der vormundschaftlich regierenden Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen-Kassel zur Festung Rinteln nach altniederländischer Manier ausgebaut. Die Erdwerke mit Haupt- und Vorwall sowie einem rund 30 m breiten Graben umfassen sieben Bastionen zwei Redouten und zwei Ravelins.
In Ermangelung ausreichender Besatzung ergibt sich die Festung während des Siebenjährigen Krieges und in den napoleonischen Kriegen (1806) kampflos einer französischen Übermacht und wird jeweils für mehrere Jahre besetzt. Am 13. November 1806 befiehlt Napoleon, die Festungsanlagen zu schleifen.
Ein weiterer Rückschlag ist die Schließung der Rintelner Universität Ostern 1810 durch Jérôme, den jüngsten Bruder Napoléons und König des neu gegründeten Königreichs Westphalen.
Nach dem Ende der napoleonischen Besetzung wird die Grafschaft Schaumburg wieder Exklave des Kurfürstentums Hessen-Kassel und Rinteln Sitz einer Regierung.
1866 werden die Stadt und die Grafschaft Schaumburg mit der Annexion Hessens durch Preußen Teil der Provinz Hessen-Nassau. Rinteln wird 1904 umbenannt in Landkreis Grafschaft Schaumburg.
Nach Beginn der Novemberrevolution verkündet Reichskanzler Max von Baden am 9. November 1918 die Abdankung Wilhelms und dessen Sohnes, Kronprinz Wilhelm von Preußen. Ein sogenannter Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt die Macht in Rinteln, später, mit der Stabilisierung der Weimarer Demokratie, kann sich die SPD auf eine stabile Mehrheit im Stadtrat stützen. 1924 gründet sich in Rinteln die erste Ortsgruppe der NSDAP. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten, die zwischen 1930 und 1933 massiver werden. Bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 erreicht die NSDAP in Rinteln 1991 Stimmen, die SPD 959 Stimmen und die KPD 294 Stimmen.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erhält die Stadt den Status einer Lazarettstadt, in der rund 1000 Verwundete untergebracht sind.
Anfang April 1945 entgeht Rinteln knapp der Zerstörung. Am 4. April, bei der Annäherung der Amerikaner aus Richtung Möllenbeck, wird zunächst die Südstadt kampflos geräumt. Amerikanische Unterhändler, die die Übergabe der Rintelner Weserbrücke verhandeln wollen, werden am Nordufer der Weser festgehalten und die Brücke gesprengt. Ein amerikanisches Ultimatum fordert daraufhin die sofortige Freigabe der Unterhändler bei Androhung der Zerstörung der gesamten Stadt, deren Bewohner daraufhin zusammen mit mehr als tausend Verwundeten aus den Lazaretten eilig in die benachbarten Dörfer evakuiert werden. Erst nach zweimaliger Verlängerung des Ultimatums und unter Vermittlung des Rintelner Gymnasialdirektors und damaligen Standortkommandanten der Rintelner Sanitätskompanie Friedrich-Wilhelm Ande sowie mehrerer Rintelner Bürger gelingt es, eine Freilassung der amerikanischen Parlamentäre in letzter Minute zu erwirken und so die Zerstörung Rintelns zu verhindern.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verdoppelt sich die Einwohnerzahl Rintelns durch die Aufnahme von Vertriebenen vor allem aus Ostpreußen und Schlesien.
Ich fahre durch, aber:
1033 schenkt Bischof Sigebert von Minden dem Stift St. Martin alles, was ihm in Eisbergen gehört.
Das Rittergut Eisbergen ist Stammsitz des im 12. Jh. erstmals belegten Rittergeschlechts von Eisbergen. Arnd von Zerssen, ein Sohn Arends von Zerssen, ist ältester nachweislicher Besitzer aus dieser Familie. Der Bischof von Minden belehnt 1432 Arnds Sohn Floreke von Zersen, mit Eisbergen. 1581 zählen die von Zerssen wegen Eisbegen zur Ritterschaft des Bistums Minden. 1649 stirbt Heinrich Julius von Zersen ohne Nachkommen. Über seine Witwe Anna Klara - von der Horst zufolge ebenfalls eine geborene von Zerssen und neuverheiratete von Wendt - kam Eisbergen an die Tochter aus dieser Verbindung. Sie heiratet um 1693 einen Baron von Kalkum genannt Leuchtmar. Vor 1694 kommt es zu einem Prozess um Eisbergen zwischen den unmündigen Geschwistern Christian, Martin, August, Johann Albrecht und Philipp von Zersen einerseits und den von Leuchtmarschen Erben andererseits, der sich bis 1717 verfolgen lässt und den späteren Besitznachrichten zufolge zugunsten der Leuchtmar'schen Erben ausgeht.
Besagte Tochter Anna Klaras, Sophie Maria Elisabeth von Calcum, bringt Eisbergen durch Heirat an ihren Ehemann Jobst von Arnstedt. Nach seinem Tod ist sie 1712 und 1716 Herrin von Eisbergen. Ihr ältester Sohn Karl Friedrich von Arnstedt ist 1744 Erbherr zu Eisbergen und verkauft die Anlage 1747 an den früheren preußischen Geheimen Regierungsrat und Vizepräsident Paulus Andreas von Schellersheim. Sohn Friedemann Christian Henrich Ludwig erbt Eisbergen. Nach einem Prozess um die Gutsnachfolge folgen seine beiden 1794 und 1801 in Italien geborenen Söhne als Erben. 1894 ist das Gut Schellerheimsches Majorat, Paulus von Schellersheim (geb. 1855) seit 1874 Fideikommissherr. Die Familie von Schellersheim besitzt es noch gegenwärtig und nutzt es als Wohnsitz und Reitsportanlage.
Das Gemeinschaftskraftwerk Veltheim war bis 2015 ein Großkraftwerk in Veltheim. Die Anlage liegt am rechten Ufer der Weser, die zur Kühlung diente. Das Kraftwerksgelände wurde am 1. Februar 2018 nach zweijährigem Leerstand verkauft. Heute ist es im Besitz der Entwicklungsgesellschaft GKW Veltheim, die grosse Teile der Anlagen bis 2021 abreißen will. Das Kraftwerk hatte eine installierte Leistung von 892 Megawatt. Verfeuert wurden vor allem Steinkohle und Erdgas, sowie Petrolkoks und Heizöl. Seit dem Jahr 2003 durften im Kraftwerk auch Sekundärbrennstoffe mitverbrannt werden.