Tag 21

Weiterfahren macht keinen Spaß mehr. Also stieg ich in die Bahn nach Tamsweg und fuhr dann mit dem Postbus über die Radstädter Tauern durch Obertauern nach Radstadt und dann mit der Bahn direkt weiter nach Hause. 


Murau



Schloss Murau

1232 erbaute Ulrich von Liechtenstein die erste Burg auf dem Murauer Schlossberg. 1276–1278 wurde die Burg  im Krieg zwischen den Habsburgern und dem böhmischen König Přemysl Ottokar II. zerstört. Wiederaufgebaut wurde sie durch Ulrichs Sohn Otto von Liechtenstein. 1565 heiratete Anna Neumann den Freiherrn Christoph II. von Liechtenstein-Murau. 

Anna "Herrin von Murau"
Anna "Herrin von Murau"

1580 verstarb Christoph II. von Liechtenstein. Anna wurde zur „Herrin von Murau“. Sie bewirtete im Schloss arme Leute und Bettler, gab ihnen stets ein paar Kreuzer und eine Jause mit. Sie beteiligte sogar ihre Untertanen an ihrem wirtschaftlichen Erfolg, indem Anna die Funktion einer Sparkasse übernahm: Die Leute konnten ihre Sparpfennige bei ihr hinterlegen und bekamen vom Kapital, das Anna in ihre Unternehmungen steckte, hohe Zinsen. Anna war so reich, dass sie sogar dem späteren Kaiser Ferdinand II. nach heutigem Wert etwa 45 Millionen Euro borgte. 1582 starb auch Annas Tochter Barbara ledig und kinderlos. Im selben Jahr ehelichte die nun 46-jährige Anna den 56-jährigen welterfahrenen Edelmann Freiherr Ludwig Ungnad zu Sonneg, einen Führer der steirischen Protestanten. Er legte seiner Braut einen Elefantenzahn und zwei Straußeneier als “Willkommensgruß“ ins Ehebett. Bereits drei Jahre später starb Ludwig Ungnad. Nach zwei Jahren heiratete Anna ihren Gutsnachbarn und Glaubensgenossen Carl Freiherr von Teuffenbach, der kaiserlicher Ober-Wachtmeister war. Ihre bemerkenswerte Geschäftstüchtigkeit erregte vielfach Neid, so dass sie immer wieder der Hexerei beschuldigt wurde. Auch eine „weiße Leber“ wurde Anna wegen ihrer zahlreichen kurzen Ehen angedichtet. Der Aberglaube sagte, dass Menschen mit einer „weißen Leber“ über eine überdurchschnittliche Geschlechtskraft verfügten, die den baldigen Tod des anderen Eheteils verursache. Anna vermachte ihrem Gatten und ihrer zweiten Tochter Elisabeth den gesamten Besitz. Doch 1598 starb ihre inzwischen verwitwete Tochter kinderlos. Dann starb auch ihr vierter Mann. Anna stand ganz alleine da. Sie war jetzt 75 Jahre alt, ohne Nachkommen und ohne Erben.

Sie fand schnell wieder einen Freier, den 30-jährigen Grafen Ferdinand zu Ortenburg aus dem Hause Salamanca. Da Ferdinand jedoch von ständiger „Leibesschwachheit“ befallen war, starb auch er bereits nach fünf Jahren Ehe. Im Alter von 81 Jahren heiratete sie 1617 auf Vermittlung von Johann Ulrich von Eggenberg den 31-jährigen Reichsgrafen Georg Ludwig von Schwarzenberg. Eine Ehe anstelle einer Adoption. Anna Neumannin starb am 18. Dezember 1623 im damals außergewöhnlich hohen Alter von 88 Jahren als Protestantin. Danach ließ ihr Mann Graf Georg Ludwig die alte Burg abtragen.

In den Jahren 1628 bis 1643 wurde das vierkantige heute erhaltene Renaissanceschloss erbaut. Das Schloss verblieb dann bis in die heutige Zeit im Eigentum des Hauses Schwarzenberg. Heute befindet sich im Schloss neben Privaträumen auch die Forstverwaltung der Familie Schwarzenberg. Rund um Murau gehören 18.000 ha Waldfläche der Fürstlich Schwarzenberg’schen Familienstiftung in Vaduz in Liechtenstein.


Murtalbahn


Am 27. August 1893 erfolgte in Anwesenheit von Adolph Josef Fürst zu Schwarzenberg der Spatenstich zum Bau der Murtalbahn. Die 76,230 km lange Strecke wurde in nur 316 Tagen fertig gestellt. Insgesamt wurden 12 Bahnhöfe und 14 Haltepunkte errichtet. Die Verständigung der Bahnhöfe untereinander sowie mit den auf der Strecke befindlichen Zügen erfolgte über Telefon, eine Pionierleistung, da damals die Kommunikation üblicherweise über Morsetelegraphen erfolgte. 

In den ersten Betriebsjahren blieb das Beförderungsaufkommen weit hinter den ursprünglichen Berechnungen zurück. Zu stark war die Konkurrenz der Flößerei auf der Mur. Erst als die Schwarzenberg'sche Administration beschloss, den gesamten Holztransport mit der Bahn durchzuführen, kam es zu den erhofften Zuwachszahlen. Bald machten die Holztransporte 70% des Frachtvolumens der damaligen Murtalbahn aus. 

Ab 1933 wurden drei "Schienenautobusse" eingesetzt. Diese 60 km/h schnellen Austro-Daimler-Triebwagen, von denen zwei mit zwei und der dritte mit einem 80 PS-Benzinmotor ausgestattet waren, wurden anfangs mit Begeisterung empfangen. Unfälle, technische Störungen, Treibstoffmangel und die Reparaturanfälligkeit führten dazu, dass die Fahrzeuge Ende 1939 abgestellt wurden. Der Betrieb auf der Murtalbahn erfolgte wieder mit Dampf.


Ab 1968 wurden "Dampfbummelzüge" gefahren. Sie sind seit 1969 ein fester Bestandteil des Fahrplans der Murtalbahn. Dampfsonderzüge gibt es für alle möglichen Anlässe. 1969 wurden Amateurlokfahrten eingeführt. Anfangs fuhr man mit der zweiachsigen Dampflokomotive "Stainz 2". Unter der Aufsicht und Betreuung eines geprüften Lokführers konnte man selbst eine Dampflokomotive bedienen. Nach Ablauf der Kesselfrist wurde die "Stainz" abgestellt. Amateurlokfahrten erfolgen seitdem mit einer der Dampflokomotiven der Dampfbummelzüge. 

1970 wurde der ehemalige kaiserliche Salonwagen der SKGLB 1970 zum Barwagen "Murtalbar" umgebaut. Ein zweiter Barwagen "Steirerbar" wurde 1972 in Betrieb genommen. 

Am 31.3.1973 stellte die Bahn den Personenverkehr auf dem Teilstück Tamsweg - Mauterndorf. Nachdem 1980 die Bahnbrücke bei St. Andrä durch einen Lkw schwer beschädigt worden war, musste die Strecke ab Kilometer 65,650 gesperrt werden. Am 1. 9. 1982 wurde der Gesamtverkehr auf dem Teilstück Tamsweg - Mauterndorf aufgelassen.

Die Einführung des Zugleitbetriebs am 1.4. 1985 führte dazu, daß der gesamte Zugbetrieb von einem Zugleiter in Murau gesteuert wird. Dieser nimmt sämtliche Fahrdienstleiteraufgaben der gesamten Strecke wahr und kann mit allen Fahrzeugführern, die sich auf der 65 km langen Strecke unterwegs befinden, in Funkkontakt treten. Im Personenverkehr werden jährlich rund 4.300.00 Fahrgäste befördert. An Bedeutung gewinnt dabei zunehmend der Fahrradtransport.


Tamsweg


Von 1428 bis 1433 wurde die Wallfahrtskirche St. Leonhard auf einer Anhöhe südlich des Ortes errichtet. Tamsweg wurde zu einem weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannten Wallfahrtsort. 1490 im Laufe der Kriege Kaiser Friedrichs III. gegen den ungarischen König Matthias Corvinus, setzten sich seine Truppen in der befestigten St. Leonhardskirche fest.  Kaiserliche Truppen brandschatzten und plünderten. 

1571 wurde der Ort Residenz der Freiherrn von Kuenburg. Ab etwa 1700 bildete mehr als 200 Jahre reger Handel mit Salz und Eisen eine bedeutende Einnahmequelle der Tamsweger. 1797 wurde Tamsweg im Ersten Koalitionskrieg von französischen Truppen besetzt und musste eine Brandschatzung (Zwangserhebung von Geld- oder Naturalabgaben) von 4.518 Gulden leisten. Außerdem wurden 222 Ochsen und größere Mengen von Lebens- und Futtermitteln requiriert. Nach dem Frieden von Luneville kam das bisherige Erzbistum Salzburg als Kronland und damit auch Tamsweg an Österreich.